Sportmedizin
Die sportliche Betätigung hat in unserer Zeit einen zunehmend höheren Stellenwert bei der Freizeitgestaltung. Fehlende Bewegung am Arbeitsplatz wird mit einer Fitnesswelle bei der Freizeitgestaltung kompensiert. Für manche ist der Sport nur ein Mittel zum Zweck der Gesunderhaltung, für andere ist er schon eine Lebensphilosophie. Ständig entwickeln sich neue Sportarten mit neuen Sportgeräten, aber auch neuen Überlastungsmöglichkeiten und Sportverletzungen.
Definition Sportmedizin
Die Sportmedizin ist ein Teilgebiet der Medizin und beschäftigt sich bei gesunden und kranken Menschen in allen Altersstufen mit dem Einfluss von Bewegung, Training und Sport, mit den Folgen übertriebener Trainingsbelastung aber auch mit den Folgen von Bewegungsmangel. Die dabei gewonnen Erkenntnisse der Sportmedizin finden später auch Anwendung in der Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Sportlern und Patienten.
Die beteiligten Fachrichtungen
Die Sportmedizin bündelt das sportmedizinische Wissen mehrerer medizinischer Fachrichtungen und Disziplinen, insbesondere der Inneren Medizin zur Beurteilung und Behandlung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit und der Orthopädie zur Beurteilung und Behandlung des Bewegungsapparates.
Darüber hinaus sind teilweise auch andere Disziplinen wie die Chirurgie, HNO-, Augenärzte, Gynäkologen, Dermatologen und auch Neurologen oder Psychiater bei speziellen Fragestellungen der Sportmedizin erforderlich.
Die Sportmedizinische Untersuchung
Sportmedizinische Untersuchungen können Einschränkungen in der sportlichen Belastbarkeit rechtzeitig aufdecken und Erkrankungen oder Verletzungen des Sportlers durch entsprechende Beratung oder Behandlung verhindern. Sie gliedert sich in einen internistischen und einen orthopädischen Teil.
Internistische Untersuchung:
Bei der internistischen Untersuchung wird die Krankengeschichte erhoben und die internistische Diagnostik mit Lungenfunktionstest, Blutdruckmessung, EKG und Laboruntersuchung durchgeführt. Bei auffälligen Befunden folgt die weitere internistische Abklärung mit z.B. Herzechokardiographie und Belastungs-EKG.
Dieser internistische Routinecheck ist für Sport(wieder)einsteiger über 35 J besonders zu empfehlen, insbesondere wenn Herz- Kreislauferkrankungen vorliegen oder Risikofaktoren bekannt sind.
Steht die Leistungsoptimierung für den Sportler, z.B. vor einem geplanten Wettkampf, im Vordergrund, so ist eine erweiterte sportmedizinische Spezialdiagnostik für den Leistungssportler erforderlich. Diese umfasst oft einen Laktatstufentest oder die Spiroergometrie, ggf. auch weitere Spezialdiagnostik und wird in der Regel nur von sportmedizinischen Instituten angeboten.
Orthopädische Untersuchung:
Bei der orthopädischen Untersuchung wird die Trainings- und Wettkampfanamnese erhoben und mit der präventiven Funktionsdiagnostik ein besonderes Augenmerk auf die sportartspezifische Belastungsfähigkeit und Überlastungsschäden gelegt. Bei auffälligen Befunden erfolgt dann die gezielte manuelle Diagnostik und ggf. weitere apparative Abklärung mit Ultraschall, Röntgen oder auch Schichtbildgebung, um Schäden frühzeitig zu erkennen und ein Fortschreiten zu verhindern.
Diese sportorthopädische Funktionsdiagnostik ist für Kinder während der Wachstumsphase und für alle Sport(wieder)einsteiger, insbesondere bei Vorerkrankungen oder Beschwerden, aber auch bei einem Sportartwechsel sinnvoll. Bei Zugehörigkeit zu einem Kader ist sie sogar jährlich vorgeschrieben.
Bei dem Wunsch nach weiterer Leistungsoptimierung ist auch eine zusätzliche sportartspezifische Spezialdiagnostik für den Leistungssportler erforderlich. Hierzu gehören bei den Laufsportarten die Fußdruckmessung und digitale Ganganalyse zur Laufschuhberatung und Einlagenoptimierung, bei Kraftsportarten die Muskelfunktionsuntersuchung und isokinetische Kraftanalyse zur Aufdeckung von Muskelasymmetrien. Für einzelne Sportarten sind auch spezielle Tauglichkeitsuntersuchungen vorgeschrieben.
Die Sportmedizinische Beratung/ Behandlung
Abhängig vom internistischen und orthopädischen Untersuchungsergebnis erfolgt dann eine entsprechende sportmedizinische Beratung und ggf. auch Behandlung.
Internistische Beratung/ Behandlung:
Die internistische Beratung und ggf. Behandlung auffälliger Untersuchungsergebnisse ist eine Grundvoraussetzung vor dem Einstieg/ Wiederbeginn mit sportlichen Aktivitäten, um Schäden zu vermeiden. Auch wenn die sportliche Betätigung selbst als Behandlung eingesetzt wird bleibt die internistische Überwachung dabei wichtig.
Orthopädische Beratung/ Behandlung:
Die orthopädische Beratung und ggf. auch Behandlung hängt von der geplanten sportlichen Belastung, der aktuellen Fitness und der allgemeinen körperlichen Belastungsfähigkeit bei ggf. schon bestehenden Verletzungen/ Schädigungen ab. Bei akuten Verletzungen, funktionellen Störungen oder auch schon chronisch fortbestehenden Schädigungen des passiven und aktiven Bewegungsapparates steht zunächst eine ursachenbezogene Behandlung mit den üblichen orthopädischen Behandlungsverfahren zur Belastungsverbesserung im Vordergrund.
Abhängig von der so erreichten körperlichen Belastungsfähigkeit können in einem ausführlichen Gespräch die realistischen Ziele sportlicher Aktivität, eine geeignete Sportart und die Trainingsintensität festgelegt werden. Dabei kann zunächst ein Fettverbrennungstraining zur Gewichtsreduktion sinnvoll sein, ein Fitnesstraining/ Reha-Training zur Verbesserung oder zum Erhalt der körperlicher Leistungsfähigkeit erfolgen oder auch ein Training zur gezielten Kraftsteigerung besprochen werden.
Das Sportmedizinische Angebot der Praxis
Das sportmedizinische Angebot unserer Praxis umfasst insbesondere für gesundheitsorientierte Breitensportler die folgenden Leistungen, die nur teilweise von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden.
Die orthopädische präventive Funktionsdiagnostik wird als individuelle Gesundheitsuntersuchung durchgeführt und beinhaltet eine komplette Untersuchung aller Gelenke mit Kapseln und Bändern zur frühzeitigen Erkennung von Bewegungseinschränkungen, zusätzlich erfolgt eine umfassende Muskelfunktionsprüfung hinsichtlich Belastungseinschränkungen, Verletzungen und Verkürzungen sowie eine orientierende internistische Untersuchung mit Messung von Ruhe-Puls und Ruhe-Blutdruck. Die präventive Funktionsdiagnostik ist insbesondere im Kindesalter während der Wachstumsphase besonders wichtig, um Dauerschäden zu vermeiden und wird auch für Sport(wieder)einsteiger dringend empfohlen.
Die Durchführung von speziellen Sporteignungsuntersuchungen erfolgt bei gezielten Fragestellungen.
Die Abklärung und Behandlung chronischer Beschwerden des Bewegungsapparates und typischer Sportlererkrankungen wie Muskel- und Sehnenverletzungen, Überlastungsbeschwerden der Gelenke (Tennisellenbogen, Golferellenbogen, Läuferknie), Gelenkkapsel- und Bandverletzungen nach Distorsionen sowie Frakturen erfolgt bei uns täglich.
Zur Akutbehandlung von frischen Sportverletzungen haben wir neben unserer Terminsprechstunde täglich auch Möglichkeiten zur Notfallbehandlung bei Sportverletzungen.
Ernährungsberatung beim Sport und zur Gewichtsreduktion.
Trainingsplanung zur Vermeidung von Überlastungsschäden durch falsches Training.
Wir ermutigen zur sportlichen Betätigung in jedem Alter, um die Fehlhaltungen im Alltag und am Arbeitsplatz auszugleichen, Beweglichkeit zu erhalten, die Stoffwechselaktivierung zu fördern und Übergewicht zu vermeiden.
Fazit
In unserer von Bewegungsmangel geprägten Gesellschaft erlangt die gesundheitlich relevante regelmäßige Bewegung unter Präventionsgesichtspunkten eine zunehmende Bedeutung. Bei Bewegungsmangel wird der Körper ebenso wie bei Überlastung zunehmend erkrankungsanfällig. Nur die positive Kraft der ausgewogenen körperlichen Bewegung kann hier vorbeugend helfen.
Ich messe dem Breitensport mit seinem Fitnessgedanken zur Gesunderhaltung deshalb viel Positives zu. Dem Leistungssport mit seinem Leistungs- und Wettkampfgedanken und den oft damit verbundenen Überlastungsschäden und Verletzungen stehe ich eher kritisch gegenüber.
Kurze Infos zur Spezialdiagnostik in der Sportmedizin
Die nachfolgenden Spezialuntersuchungen werden oft von stark ambitionierten Freizeitsportlern oder im Leistungssport durchgeführt. Hier finden Sie einen kleinen Überblick und einführende Informationen.
- Die Fußdruckmessung und digitale Gang- und Laufanalyse dient zur Aufdeckung und Behandlung von Abrollstörungen. Durch eine Laufschuh-Optimierung und Einlagenversorgung können Überlastungsschäden vermieden werden. Teilweise folgt als positiver Begleiteffekt durch einen verbesserten Wirkungsgrad des Laufschuhs auch eine Leistungssteigerung.
- Ein Laktatstufentest oder die Spiroergometrie sind insbesondere für Leistungssportler zur exakten Beurteilung des Leistungszustandes und zur Trainingssteuerung erforderlich.
- Eine Isokinetische Kraftanalyse dient zur direkten Kraftmessung der Beuger und Strecker an den oberen und unteren Extremitäten sowie der Wirbelsäule. Bei Aufdeckung von Asymmetrien kann eine entsprechende Trainingsanpassung zur Korrektur erfolgen.
- Sportartspezifische medizinische Tauglichkeitsuntersuchungen wie die Tauchtauglichkeits-Untersuchung oder die Flugtauglichkeits-Untersuchung sind zur Sportausübung gesetzlich vorgeschrieben.
- Feldtestverfahren werden in der Sportmedizin zur Leistungsdiagnostik kompletter Mannschaften durchgeführt.